1979 unternahm I. L. zahlreiche Versuche unter Hypnose, um die Existenz vorheriger Laben an sich selber zu erfahren. Da ihre Arbeiten in der Regel autobiographischen Charakter haben, schien es ihr richtig, auch diese persönlichen Erfahrungen visuell umzusetzen. Erste Versuche bewegten sich um Ideen von Installationen. Ausgeführt wurde jedoch nur die Arbeit re~, die in ihrer Kargheit und Konzentration die Fülle der erlebten inneren Bilder umsetzt. I. L. fotografierte ihr Spiegelbild. Nur am Haar bzw. den Kopfbedeckungen, die keine historischen, sondern improvisierte sind, lässt sich ein Gefühl für verschiedene Zeitalter spüren. Die Montage im Kreis deutet das Aufsteigen an aus dem Empfinden für die am längsten vergangenen Epochen und führt zum obersten Bild, wo sich das straff zurückgebundene Haar dem unbedeckten Kopf anschmiegt, ein Bildnis, das offen bleibt für das, was erst später an unserer Generation auffällt. Die Fotos sind während des Entwickelns solarisiert worden, ohne dass jedoch der übliche Solarisationseffekt sichtbar wird, sondern nur die bereits im Negativ angelegten Dunkelheiten verstärkt werden. Die Fotos, aufgezogen auf Aluminium, sind montiert auf Holzblöcke in der Dicke jener, die beim Drucken von Clichés verwendet werden.
Ingeborg Lüscher 1980
IL325
re~, 1979 – 1980
12 b/w photographs, edited and mounted on aluminium over wood, each 28 x 37 x 2,5 cm, installed as a circle, overall 216 x 234 cm
Verso on the middle of the photograph on top I. Lüscher
Stiftung Situation Kunst, Ruhr-Universität Bochum, 2021
Exhibitions
Centre d’art contemporain, Genève 1980
Galerie Lydia Megert, Bern 1982
Kunstmuseum Solothurn 1982
Galerie nächst St. Stephan, Wien 1985
Galerie Lydia Megert, Bern 1986
Kunsthaus Zürich 1991
Museo Nacional Reina Sofia, Madrid 1992
Kunsthalle Düsseldorf 1992
Museum Wiesbaden 1993
MART Rovereto 2004
Galerie Campagne Première, Berlin 2014
ARCO Madrid 2014 (Galerie Campagne Première)
Catalogues
Solothurn 1982, unpaged. Wien 1985, p 168. Bern 1986. Zürich 1991. Wiesbaden 1993, p 29. Rovereto 2004, pp 83-85. Solothurn 2016, p 139
Texts
Museumsjournal 4/1984, p 212. Herzog 1999, pp 46-47