Es kann sich da um Liebesdinge, Juristisches, Prüfungen, Mietverträge, Krankheiten, Geld und Glück handeln, ganz gleich, jeder, jede Japanerin nutzt es, das Orakel, OMIKUJI genannt, das anschließend zu Dank oder Fürbitte wird, bei den Göttern und Göttinnen der Shintoschreine manchmal aber auch nichts anderes ist, als der vergnügte Umgang mit einem vertrauten Ritual. Der Ratsuchende lässt sich vom Priester eine Büchse geben, aus der durch Schütteln ein Stäbchen mit einer Nummer fällt. Jene Zahl entspricht einem gedruckten Text. Zu Tausenden hängen diese Blätter, gefaltet und geknotet, im Schreinbereich: flatternde Botschaften der Freude und Not, übergeben einer höheren Macht. Die Fotos entstanden 1990 und 1995 in Tokyo, Nara, Kyoto, Nara, Izumo und Hiroshima. Nachtrag: Seit 1997/98 sind OMIKUJI weder auf die oben beschriebene Weise zu erhalten, noch ist es erlaubt, sie in den Gärten der Tempel und Schreine dem Wind, den Gottheiten, zu überlassen.

 

Ingeborg Lüscher 1998

 

IL855

 

Omikuji, 1998

 

6 photographs (Ilfochrome) and the copy of a handwritten text (mounted on cardboard), one cover-photo, in passe-partouts and a folder

Photos and text each 31 x 46 cm

Passe-partouts 50.2 x 62.3 cm

Recto lower middle on passe-partouts  I. Lüscher 1998

Edition of four

 

Private Collections

 

Provenance

The artist

 

Exhibitions

Galerie Rigassi, Bern 1998

2008 Roma

 

See no 595, 784 and photography no 785